Spießer Alfons hat immer mal wieder gern Urlaub in der Türkei gemacht – schönes Land, tolle Hotels, prima Essen. Und nette Menschen, die sich um die Besucher kümmern. Und preiswert war es auch, so lange man den Schmuck- und Lederwarenverkäufern gegenüber standhaft bleibt. 😉
Dass die Türkei als Urlaubsland heute nicht nur bei Spießer Alfons sondern auch bei anderen Menschen ein No-go ist, verdanken die Türken ihrem Herrscher Erdogan.
Beim Anblick einer Anzeige von Turkish Airlines kommen dem Betrachter natürlich Gedanken in den Kopf. Und Alfons der Spießer hat mit seinem Gedanken die Anzeige von Turkish Airlines vervollständigt.
Jan Böhmermann ist Satiriker. Und Satiriker teilen bekanntlich gerne aus. Einstecken dagegen tun sie nicht ganz so gern. Wie auch der Herr Böhmermann, der ein Schmähgedicht gegen Erdogan verfasst und veröffentlicht hat, mit welchem er den Türken bewusst verletzten wollte. Was auch von Frau Merkel so erkannt und gesagt wurde. So weit, so gut.
Und nun? Nun lässt besagter Herr Böhmermann über seinen Rechtsanwalt Christian Schertz professoral verlauten, dass er überlegt, Angela Merkel zu verklagen, weil die Kanzlerin sein Erdogan-Gedicht als „Schmähgedicht“ bezeichnet hat, das „bewusst verletzend“ ist. Wozu Spießer Alfons gern gewusst hätte: Mit welchem Recht eigentlich, Herr Böhmermann, wollen Sie Frau Merkel möglicherweise verklagen? Vielleicht mit dem Recht auf Eigenwerbung, die Sie damit in den Medien für sich betreiben möchten…?
Angela Merkel hat sich geäußert mit ihrem verbrieften Recht aus Artikel 5 GG. Ist das nicht auch dasselbe Recht, Herr Böhmermann, auf das Sie sich mit Ihrem besagten Schmähgedicht beziehen, das bewusst verletzend ist…?
Über Recht urteilen in diesem unserem Lande die Richter und nicht die Bundeskanzlerin, die nur ihre Meinung dazu geäußert hat. Das sollte Advokat Schertz seinem Mandanten eigentlich schon längst erzählt haben. Aber der Berliner Promi-Advokat braucht vermutlich genauso Eigenwerbung wie sein Mandant. Stimmt’s? Oder hat Spießer Alfons wieder mal Recht?
Zwischen Werbung und Wirklichkeit liegen nicht selten Welten. Ein aktuelles Beispiel ist eine Anzeigenkampagne der Türkei. Die erscheint in Deutschland. Und die Protagonisten in den Inseraten, die in den Augen des Spießers wie zwangsvorgeführt wirken, fordern deutsche Unternehmen auf, in der Türkei zu investieren.
Gegen Ende des vorangegangenen Jahres gab der Art Directors Club für Deutschland (ADC) bekannt: „Jan Böhmermann wird Ehrenmitglied“. Zur Begründung konnte man bei HORIZONT lesen: „Der Satiriker erhält die Auszeichnung, weil er mit TV-Beiträgen wie ‚Varoufake’, dem Erdoğan-Schmähgedicht oder ‚Ich hab Polizei’ immer wieder zeige, ‚wie Mut und Kreativität die Welt ein kleines bisschen verändern können.’“ Weiter im Wortlaut: „Laut der offiziellen Jurybegründung des ADC demonstriere Böhmermann mit seiner Arbeit stets aufs neue, welche Macht Kreativität haben kann.“
Jan Böhmermann (Bild: ZDF)
Was den Mut und die Kreativität von Jan Böhmermann betrifft, mit der er die Welt ein bisschen verändert hat, so muss man wissen: Der Textdichter Jan Böhmermann lebt und arbeitet in Ankara, wo er im türkischen Fernsehen mit schmähenden Versen auf Präsident Recep Tayyip Erdoğan aufgetreten ist. Mit diesem unbändigen Mut und seiner unerschöpflichen Kreativität hat Böhmermann die politische Lage in der Türkei allein durch die Kraft seiner Verse ein kleines bisschen verändert: Der „Ziegenficker“ Erdoğan wurde vom Volk wegen Sodomie abgewählt und der Spötter Jan Böhmermann zu seinem Nachfolger erkoren und gleichzeitig zum kreativen Ehrenbürger von Dönerland ernannt.
Voranstehender Absatz ist natürlich getürkt. Die Wahrheit ist allgemein bekannt und nicht ganz so mutig. Und als Rückendeckung steht hinter Böhmermann sein Auftraggeber das ZDF, also eine öffentlich-rechtliche Anstalt in Deutschland. Und wer darüber nachdenkt, warum der ADC auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet Jan Böhmermann zum Ehrenmitglied zu machen, der wird eine Antwort von Spießer Alfons bekommen und also lautend: Jan Böhmermann ist als Person der Öffentlichkeit ein willkommenes Zugpferd für den ADC, das dieser sich vor den eigenen Werbekarren spannen will, um Beachtung zu finden – mit (erhoffter) publizistischer Hilfe von ZDF und anderen Medien.
Wer die Werbeszene beobachtet, der weiß es schon lange: Der Hype um den ADC ist Vergangenheit. Weil der Club der verhinderten Künstler sowohl von Werbern als auch von der Werbung treibenden Wirtschaft nicht mehr so beachtet und ernstgenommen wird, wie Vorstand und Mitglieder es sich erträumen. Darum scheut der ADC offenbar vor nichts zurück, wenn es darum geht, sich wieder mal ins Rampenlicht zu schleichen. Spießer Alfons blickt in die Zukunft und sagt voraus: Als nächstes Ehrenmitglied wird man Donald Trump benennen mit der Begründung, dass der Mann gezeigt hat, dass ein Chauvi mit Geld die Welt verändern kann. Denn ADC ist schließlich die Abbreviatur von: Ansammlung Darstellender Chauvinisten. 😉Weiterlesen →