Wenn ein Theater für die Aufführung eines Stückes wirbt, dann wirbt es mit dem Titel des Schauspiels, den Namen der Schauspieler und nicht zuletzt auch mit dem Namen des Autors. Und wenn die ersten Pressestimmen vorliegen, dann werden daraus häufig Zitate in die Werbung gestellt – natürlich nur die positiven, versteht sich.
Könnt Ihr Euch vorstellen, liebe Lesergemeinde, dass ein Theater für eine Aufführung wirbt, den Namen eines Autors nennt, von diesem Autor aber gar keine Texte im Programm sind…?
So etwas Wundersames gibt es in Sachsen. Genauer: In Leipzig, und zwar beim dortigen Central Kabarett, wo in der Online-Werbung für das Programm „Oohrschwärbleede!“ angezeigt wird: „Garniert mit den Klassikern der sächsischen Mundart-Dichter, Lene Voigt, Hans Reimann, Arthur Preis, Erich Kästner“ – siehe den letzten Absatz in der nebenstehenden Abbildung!
Hier geht es um Hans Reimann (1889-1969), den gebürtigen Leipziger, der nicht nur Schriftsteller gewesen ist, sondern auch Grafiker, Schauspieler und Kabarettist. (Weniger bekannt ist Reimann als Autor des Romans „Die Feuerzangenbowle“, wo es quasi zwei Urheber gibt, und zwar den juristischen (= Heinrich Spoerl) und den literarischen (= Hans Reimann).) Und im besagten Central Kabarett lief vor geraumer Zeit über Wochen ein Reimann-Abend. mit dem Titel „Der gemeine Sachse“. So weit, so gut.
Nachdem der Nachlassverwalter des Schriftstellers Hans Reimann erfahren hatte, dass Meigl Hoffmann in seinem Central Kabarett u. a. Texte von Reimann vorträgt, wandte er sich mit einem überaus freundlichen Brief an den Theaterchef und erkundigte sich, woher Hoffmann die Rechte für eine Aufführung erworben hat. Der Kabarettist antwortete nicht. Nach einer erneuten Nachfrage per E-Mail schrieb der „Chef de Pointe“ sogeich an den Nachlassverwalter: „Kein Grund zur Sorge, wir haben keinen Text von Hans Reimann im Programm“.
Spießer Alfons vermutet: Auch Meigl Hoffmann steht im Central Kabarett in Leipzig gar nicht auf der Bühne sondern nur im Programm und wird gedoubelt von Hape Kerkeling. 😉