Seit einiger Zeit brabbelt man in der Marketing- und Kommunikationsbranche von Influencer Marketing und versteht darunter: Konsumenten, die sich beeinflussen lassen von Personen, die in sozialen Netzwerken ein hohes Ansehen haben, das sie als quasi Meinungsbildner kommerziell ausnutzen, um Produkte und Dienstleistungen an leichtgläubige Follower zu verkaufen und dafür selber Bares bzw. Sachleistungen erhalten, über die sie nur ungern reden.
Das ist im Ursprung nichts Neues, denn ein vergleichbares Unterfangen gibt es schon seit Jahrzehnten. Früher nannte man die Influencer noch Oppinon-Leader und sprach von Testimonial-Werbung. Und diese Komsum-Vorbilder wirkten damals noch nicht im Internet wie z. B. in Blogs und anderen sozialen Netzwerken, sondern im TV und auf der Showbühne, in Stadien und in den gedruckten Medien. Und das tun sie auch heute noch – Beispiel: Dieter Bohlen & Camp David.
Der Leithammel geht voran, die Schafe folgen.
Nachdem bestimmte Pop-Stars sich auf der Bühne in zerschlissenen Jeans präsentiert hatten, wollten die Fans hernach auch kaputte Hosen tragen. Ebenso sind Tatoos und Piercings auf diese Weise verbreitet worden. Und Modehersteller nutzen schon seit Ewigkeiten prominente Zeitgenossen als Werberträger, indem sie den Stars ihre Klamotten gratis frei Haus liefern, damit die Promis sich damit in der Öffentlichkeit präsentieren – sprich: werben – sollen.
Im Fernsehen gibt es etwas Vergleichbares mit Influencer-Werbung, nämlich das Product Placement, sprich: Requisiten-Reklame, die eigentlich verboten ist, wenn dabei heimlich Geld den Besitzer wechselt. Wer aber kann das in jedem Fall kontrollieren?! Und in jeder Frauenzeitschrift findet Influencer-Werbung statt, wenn die Redaktion bestimmte Produkte vorstellt und empfiehlt. Auch hier wurde schon immer geschmiert, mit Geld und Geschenken und Reisen und anderen schönen Dingen.
Ganz besonders schlimm ist Influencer-Werbung, wenn die Redakteure Influencer in Zeitungen und Zeitschriften bestimmte Pharmaprodukte empfehlen. Was da hinter den Kulissen abgeht, spottet jeder Beschreibung. Und die größten Influencer in Sachen Pharma-Produkte sind bekanntlich Ärzte.
Was bedeutet Influencer Marketing letztlich? Es bedeutet, dass die Unternehmen dazu keine Werbeagentur benötigen sondern Schmiergeld. Im Ursprung ist das Ganze nichts anderes als billige Schleichwerbung, wo ein paar pfiffige Füchse die Konsumenten-Esel an die Kassen der Unternehmen schieben.
Spießiges Fazit: Influencer Marketing ist ein alter Hut, der mit neuem Filz auch nicht besser wird. Vance Packard und „Die geheimen Verführer“ lassen grüßen.