Wir kennen die Sendung mit der versteckten Kamera. Und wir kennen die Sendung mit Günter Wallraff und seinen Undercover-Ermittlungen. Was Joko und Klaas mit einem Ryan-Gosling-Double gemacht haben, ist eine Komponente aus beiden Sendungen.
Wenn Spießer Alfons mal historisch zurückblicken darf: Vor vielen Jahren, nämlich anno 1979, als die HORZU noch zum Hause ihres Gründers Axel Springer gehörte, da saß man ebendort in der Redaktion um Chefredakteur Peter Bachér, dem Enkel von Theodor Storm, zusammen, um die Preisträger für die Goldene Kamera zu besprechen. Dass es sich hierbei um eine Werbeveranstaltung für die Programmzeitschrift handelt, dürfte wohl jedem klar sein. Und deshalb sprach jemand aus dem Meeting: „Was wir benötigen, das ist ein spektakulärer Preisträger, über den das ganze Land spricht!“ Und ein anderer Teilnehmer aus der Runde wollte witzig sein und entgegnete: „Dann nehmen wir doch gleich den Papst!“
Was damals als Scherz gemeint war, wurde Wahrheit: Der damalige Papst Johannes Paul II erhielt die Goldene Kamera von HÖRZU war einverstanden, den Preis entgegenzunehmen. Damit wurde der Stellvertreter Gottes auf Erden zur Werbefigur zum Testimonial für die Mutter aller Programmzeitschriften.
Joko und Klaas haben mit ihrer Aktion bewiesen: Ein Promi, der prominent genug ist, kann selber entscheiden, dass er eine Goldene Kamera bekommt, auch wenn er gar nicht dafür nominiert war. Mit Hilfe einer PR-Agentur kündigt er seinen möglichen Auftritt an und fordert dafür den Preis. Und die Redaktion eilt gehorsam voraus und erfindet schnell noch eine neue Kategorie.
Das ist ein ziemlicher Image-Verlust für die Goldene Kamera. Und alle Preisträger, die sich NICHT selber nominiert haben, werden sich fragen müssen, ob sie sich nur als Zugpferde vor den Werbekarren der Zeitschrift haben spannen lassen, oder ob die Leser die Verleihung des Preises genauso gewollt haben … wie bei Ryan Gosling.
Zum Glück haben wir den Spießer und der ein gutes Gedächtnis und ein ebeso gut sortiertes Archiv!
Danke, lieber WoBo! 🙂
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